Biografie von Joachim Ringelnatz

Joachim Ringelnatz wurde am 7. August 1883 unter dem bürgerlichen Namen Hans Gustav Bötticher in dem kleinen Ort Wurzen nahe Leipzig geboren. Bereits seine Eltern waren kreative und künstlerisch tätige Menschen. Sein Vater arbeitete als Musterzeichner und veröffentlichte später Kinderbücher und humoristische Verse. Die Mutter zeichnete ebenfalls, sie entwarf Mustervorlagen für Perlenstickereien. Außerdem stellte sie Puppenbekleidung her. Eine behütete Kindheit und eine schwere Schulzeit, diese beiden Merkmal prägten Joachim Ringelnatz. Er wurde oft von seinen Klassenkameraden gehänselt. Nachdem er wegen eines Streiches das Gymnasium verlassen musste, beendet er seine wenig erfolgreiche Schullaufbahn auf einer privaten Realschule.

Obwohl ihn das künstlerische Schaffen seiner Eltern, insbesondere seines Vaters, sehr beeindruckte, wollte er zunächst Seemann werden. Doch die Laufbahn als Matrose fand ein rasches Ende. Auch hier war er wieder Zielscheibe von Hänseleien. Klein von Gestalt, mit einer mädchenhaften Frisur und von einer übergroßen Nase gezeichnet, wurde er von der Schiffsbesatzung nicht akzeptiert. Ringelnatz begann zu schreiben und hielt sich gleichzeitig mit Aushilfsarbeiten über Wasser. Hier hatte er keinerlei Berührungsängste. So arbeitete er zum Beispiel als Schaustellergehilfe und Schlangenträger auf dem Hamburger Dom, einem bekannten Jahrmarkt.

Seine ersten schriftstellerischen Versuche, Gedichte, Anekdoten und Märchen, veröffentlichte er in der satirischen Zeitschrift "Grobian". Sein Lebensweg führte ihn von einer Gelegenheitsarbeit zur nächsten. Ringelnatz war oft ganz am Boden, litt Hunger und schien zu einem erfolglosen Künstlerleben verdammt. Immer wieder versuchte er sich auch auf der Bühne. Er trat als Sänger und Kabarettist auf. Dann veränderte im Jahr 1909 ein Engagement in der bekannten Münchner Künstlerkneipe Simplicissimus sein Leben. Er wurde gewissermaßen dort Hausdichter und veröffentliche seine Werke in der gleichnamigen Zeitschrift. Der finanzielle Erfolg war Ringelnatz zwar niemals beschieden, er musste sein Leben lang sparen und geriet immer wieder in schwierige Lagen. Jedoch arbeitete er nun beständig an seinen Gedichten und fand in der Kombination von Humor, Satire und Zeitkritik seine lyrische Heimat.

1920 heiratete Joachim Ringelnatz die Lehrerin Leonharda Pieper. Das Paar zog nach Berlin, dort trat er erfolgreich im Kabarett auf. Häufig war er als reisender Künstler unterwegs, er bezeichnete sich selbst als Artist. Unter dem nationalsozialistischen Regime traf Ringelnatz schließlich ein Auftrittsverbot. Er litt an Tuberkulose, seine angeschlagene Gesundheit verschlimmerte die finanzielle Lage zusätzlich. Bis zu seinem Tod am 17. November 1934 überlebte das Paar überwiegend durch private Zuwendungen von Freunden.

Er hinterließ ein beeindruckendes Werk. Die Gedichte von Joachim Ringelnatz sind scharfzüngig und bringen in brillanter Poesie Missstände auf den Punkt. Einen ebenso großen Raum nimmt seine sogenannte Unsinnspoesie ein. Hier zeigt er sich als Dichter, der mit Wortwitz und Charme bis hin zur Groteske die Sprache beherrscht.

Während er zu Beginn seines Schaffens noch sentimentale oder ernste Gedichte im Zeitgeist der Romantik verfasste, entwickelte er im Lauf der Jahre immer mehr seinen eigenen Stil. Oft ist bei Ringelnatz die Form des Erzählgedichtes zu finden. Zu seinen bekanntesten Werken gehört der Lyrikband mit den Balladen und Moritaten rund um die von ihm geschaffene Figur Kuttel Daddeldu. Er verwendete hier ein freies Versmaß und bewies schwarzen Humor. Ringelnatz veröffentlichte außerdem Novellen und Kinderbücher.

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