Regen-Sommer von Gottfried Keller

Nasser Staub auf allen Wegen! Dorn und Distel hängt voll Regen Und der Bach schreit wie ein Kind! Nirgends blüht ein Regenbogen, Ach, die Sonn' ist weggezogen Und der Himmel taub und blind! Traurig ruhn des Waldes Lieder, Alle Saat liegt siech darnieder, Frierend schläft der Wachtel Brut. Jahreshoffnung, fahler Schimmer! Mit den Menschen steht's noch schlimmer, Kalt und träge schleicht ihr Blut! Krankes Weib am Findelsteine Mit dem Säugling, weine! weine Trostlos oder hoffnungsvoll: Nicht im Feld und auf den Bäumen - In den Herzen muss es keimen, Wenn es besser werden soll! Fleh' zu Gott, der ja die Saaten Und das Menschenherz beraten, Bete heiß und immerdar, Dass er, unsre Not zu wenden, Wolle Licht und Wärme senden Und ein gutes Menschenjahr!

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