Weihnachten von Kurt Tucholsky

Nikolaus der Gute kommt mit einer Rute, greift in seinen vollen Sack – dir ein Päckchen – mir ein Pack. Ruth Maria kriegt ein Buch und ein Baumwolltaschentuch, Noske einen Ehrensäbel und ein Buch vom alten Bebel, sozusagen zur Erheiterung, zur Gelehrsamkeitserweiterung ... Marloh kriegt ein Kaiserbild und nen blanken Ehrenschild. Oberst Reinhard kriegt zum Hohn die gesetzliche Pension ... Tante Lo, die, wie ihr wißt, immer, immer müde ist, kriegt von mir ein dickes Kissen. – Und auch hinter die Kulissen kommt der gute Weihnachtsmann: Nimmt sich mancher Leute an, schenkt da einen ganzen Sack guten alten Kunstgeschmack. Schenkt der Orska alle Rollen Wedekinder, kesse Bollen – (Hosenrollen mag sie nicht: dabei sieht man nur Gesicht ... ). Der kriegt eine Bauerntruhe, Fräulein Hippel neue Schuhe, jener hält die liebste Hand – Und das Land? Und das Land? Bitt ich dich, so sehr ich kann: Schenk ihm Ruhe – lieber Weihnachtsmann!

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