Sommergedichte

Das Sommergedicht gehört zu den selteneren Gedichtkategorien. Im Vergleich vor allem zum Herbstgedicht oder Frühlingsgedicht ist es eher weniger geläufig. Das mag daran liegen, dass der Sommer als Jahreszeit für den Lyriker vielleicht weniger facettenreich ist als die Jahreszeiten des Übergangs Herbst und Frühling. Auch der kalte Winter wird weitaus häufiger von Dichtern verarbeitet als der Sommer. Es gibt allerdings eine Reihe sehr gelungener Sommergedichte bekannter Poeten, die einen festen Platz in der Literaturgeschichte haben.

Die meisten Sommergedichte sind in schlichter Reimform gehalten. In der Mehrzahl handelt es sich dabei um Poesie der Gattung Naturgedichte. Als erstes waren es die Dichter der Klassik und Romantik, die verstärkt jahreszeitlich gefärbte Gedichte zu Papier brachten und Sommergedichte der freien Natur widmeten. Diese Epochen waren die ersten, die sich intensiv lyrisch mit der Natur und den Jahreszeiten befassten, die Barockzeit und noch ältere Epochen thematisierten eher den Menschen in Bezug zu Gott und seine Stellung in der Welt. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel und eines der bekanntesten und schönsten deutschen Sommergedichte überhaupt stammt aus dem Jahr 1653: "Geh aus, mein Herz und suche Freud in dieser schönen Sommerzeit". Geschrieben hat es Paul Gerhardt, ein poetisches Ausnahmetalent seiner Zeit mit einer Vorliebe für naturnahe Themen.

Erst das 18. und 19. Jahrhundert wandte sich verstärkt der jahreszeitlichen Lyrik und somit auch dem Sommergedicht zu. Mit der Einführung des lyrischen Ichs, begannen die Autoren dieses Ich poetisch in den Ausdrucksformen der Natur und im Wechsel der Jahreszeiten zu spiegeln. So entstanden einige wohlklingende Sommergedichte aus der Feder von Dichtern wie Goethe und Joseph von Eichendorff. Später war es vor allem der nordfriesische Erzähler und Lyriker Theodor Storm, der dem Sommer in der Landschaft seiner Heimat einige schwermütige Gedichte widmete.

Nur sehr wenige Gedichte mit sommerlichen Themen greifen Motive aus dem Leben in der Stadt auf. Diese Art von Gedichten sind typisch für das 20. Jahrhundert, als auch der Poet immer mehr zum Stadtmenschen wurde. Ein Beispiel dafür ist das Gedicht "Sommer Sonntag in der Stadt", das der Lyriker Georg Britting 1952 veröffentlichte. Bezeichnenderweise beschreibt er darin die Leere einer Stadt im Sommer, während die neuen Freizeitmenschen vor der Hitze in die freie Natur fliehen. In jüngerer Zeit hat die Naturlyrikerin Sarah Kirsch dem Sommergedicht neuen Ausdruck gegeben.

Wer selber Sommergedichte schreiben möchte, kann dafür Eindrücke in der freien Natur oder auch im Garten und in städticher Umgebung sammeln. Ob beim Schreiben gefühlvolle Impressionen oder eher analytische Beobachtungen in Verse gesetzt werden, bleibt der dichterischen Persönlichkeit überlassen.

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